Das Umweltinstitut: „Die Rückkehr der Ackergifte“ / Hoher Spaßfaktor

Hoher Spaßfaktor
„Das Geschäft mit Pestiziden macht wieder Spaß“, findet auch Hans Theo Jachmann, Deutschland-Chef von Syngenta, der weltweiten Nummer 2 des Pestizidmarktes, in der Tageszeitung „Die Welt“. Allein im ersten Quartal 2008 wuchsen die Umsätze mit Pestiziden bei Syngenta um 22 Prozent. Laut Jachmann sind neue Pestizidfabriken schon in Planung.2 Auch Konkurrent Monsanto profitiert von der „Erfolgsstory“. Gut 8,6 Milliarden Dollar hat der US-Agrarkonzern im vergangenen Geschäftsjahr mit Saatgut und Pestiziden umgesetzt. Allein im zweiten Quartal 2008 stieg der Umsatz um 45 Prozent auf 3,8 Mrd. Dollar. Auch der Weltmarkt für Kunstdünger wächst seit einiger Zeit stark an. So stieg die globale Nachfrage nach Düngemitteln 2006/07 laut IVA um knapp fünf Prozent auf 164 Millionen Tonnen. Die stärksten Zuwächse gibt es in Asien, Lateinamerika und – aufgrund des Maisethanol-Booms – in den USA.

Die Rückkehr der Ackergifte
Agrarindustrie, Agro-Kraftstoffe und Nahrungsmittelkrise

„Die Pflanzenschutz-Industrie in Deutschland blickt auf ein gutes Geschäftsjahr zurück“, freute sich unlängst der Hauptgeschäftsführer der in Deutschland ansässigen Hersteller und Vertreiber von Pestiziden und Düngemittel (IVA) auf der Jahrespressekonferenz des Verbandes. Der Inlandsumsatz der IVA-Mitgliedsfirmen stieg 2007 gegenüber dem Vorjahr um fast 11 Prozent auf 1,23 Milliarden Euro.1 Und auch weltweit wird die chemische Keule hemmungslos geschwungen. Global wurden im Jahr 2007 Pestizide im Wert von rund 33,2 Milliarden Dollar verkauft, 7,8 Prozent mehr als 2006. Die Pestizidumsätze der weltgrößten Agrochemie-Konzerne stiegen in diesem Zeitraum zwischen 8 und 15 Prozent (siehe Kasten).
Hohe Marktkonzentration
Die agrochemische Industrie ist hochkonzentriert. Sechs Firmen dominieren mit einem gemeinsamen Marktanteil von über 80 Prozent den weltweiten Pestizidmarkt. Ganz vorn dabei die beiden deutschen Konzerne Bayer und BASF, die ein Drittel des Geschäfts mit den Ackergiften unter sich ausmachen.
Umsätze der TOP-6 auf dem Pestizid-Weltmarkt8

Rang 2007

Firma Mio. $ 2007 (2006) % in $
1 Bayer 7.458 (6.698) + 11,3
2 Syngenta 7.285 (6.378) + 14,2
3 BASF 4.297 (3.849) + 11,6
4 Dow 3.779 (3.399) + 11,2
5 Monsanto 3.559 (3.316) + 8,5
6 DuPont 2.369 (2.194) + 8,0

Agrarwende – da war doch was?
Angesichts der agrarpolitischen Weichenstellungen der letzten Jahre und Jahrzehnte mag diese Entwicklung auf den ersten Blick erstaunen. „Klasse statt Masse“, Steigerung des Anteils ökologisch bewirtschafteter Flächen und Extensivierung waren prägende Vokabeln der jüngeren Zeit.
Nun ist offenbar ein globaler Kurswechsel zu verzeichnen. Dieser speist sich aus falschen Reaktionen auf die gescheiterten Rezepte der agroindustriellen Bewirtschaftung und dem Kurzschluss, dass angesichts des weltweiten Drucks auf landwirtschaftliche Flächen (aufgrund von Agrar-Kraftstoffen, Getreideengpässen, Nahrungsmittelkrise…) jetzt noch mehr Pestizide und Kunstdünger als bisher auf die Felder geschüttet werden müssen………..

Die Ewiggestrigen von der Agrochemie
Lautstärke allein macht aus Weisheiten aus der Mottenkiste keine Wahrheiten für die immensen und in der Tat schwer zu lösenden Probleme der weltweiten Agrarproduktion. Denn tatsächlich wirken die Rezepte, die von der Agroindustrie nun wieder als ultima ratio zur Errettung der Welt von Spritmangel, Hunger und hohen Lebensmittelpreisen propagiert werden, angesichts des heutigen wissenschaftlichen Diskurses steinzeitlich. Wie nachhaltige und zukunftsfähige Landwirtschaft aussehen müsste, hat dagegen im Jahr 2008 der Welt-Agrarrat, ein von den Vereinten Nationen eingesetztes Gremium von über 400 Wissenschaftlern aus 50 Ländern skizziert. Die Agrarforscher kommen zu dem keineswegs überraschenden Ergebnis, dass nicht pestizidbasierte Intensiv-Landwirtschaft und deren Fortschreibung durch die Agro-Gentechnik die Zukunft der Landwirtschaft sein können. Stattdessen empfehlen die Experten regionale Wirtschaftskreisläufe, organische statt chemische Düngung sowie Anbausysteme, die im Gegensatz zur Pestizid-Landwirtschaft keine gesellschaftlichen Folgekosten wie kontaminiertes Grundwasser, Artensterben und Bodenerosion produzieren.6 Die Agro-Konzerne, die zu Beginn noch an dem Projekt mitgewirkt hatten, zogen sich angesichts dieser für sie schockierenden Ergebnisse schon bald beleidigt zurück. Hans Herren, einer der Hauptautoren des Berichts der Agrarforscher, beklagte öffentlich die Verweigerungshaltung der Agro-Konzerne. Niemand sei so rasch und umfassend aus der Arbeit an dem Bericht ausgestiegen wie die „Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Agrarchemie-, der Bio- und Gentechnologie-Konzerne“, so Herren im Gespräch mit der Zeitschrift GiD. ………..
Der komplette Text hierzu kann unter folgender URL gelesen werden:

http://umweltinstitut.org/lebensmittel/pestizidruckstande-in-lebensmitteln/rueckkehr_der_ackergifte-640.html

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Es ist offensichtlich:

Wir nur Privatmenschen, wir Kunden und Konsumenten zahlen nicht nur den Preis der Ware, wir zahlen auch noch den Preis mit unserer Gesundheit, einem Verlust an Lebensqualität, einer kürzeren Lebensspanne.

Wo sind die Politiker, denen ernsthaft daran gelegen ist, uns vor solchen Strukturen zu schützen?

Warum werden ökologische Produkte und Waren, die umweltfreundlich hergestellt werden, z.B. nicht ohne Mehrwertsteuer oder zumindest mit einem deutlich geringeren Steuersatz angeboten? Wie sollen sie denn konkurrenzfähig werden gegenüber minderwertigen und billigeren Produkten?

Und vor allem: Wer soll sich diese Produkte denn leisten können?

Gerade arme und ungebildete Menschen ernähren sich ungesund, greifen auf Fertigprodukte und künstlich angereicherte Speisen zurück. Der Anteil der Übergewichtigen ist bei ihnen deutlich höher als bei Menschen mit hohen Einkommen. Dick sein ist längst kein Zeichen mehr von Wohlergehen und Wohlstand – es wird mehr und mehr zu einem Hinweis auf Frust, Frustessen, mangelndes Wissen und zu wenig Geld.

Wann werden wir Kunden / Konsumenten uns organisieren, wehren, eigene Wege gehen?

Der neue Trend ist ja schon bereits: Ich pachte ein Stück Land und baue mein Biogemüse selber an, weil ich mir schadstoffarme Produkte für eine ganze Familie nicht leisten kann.

Oder Kundennetzwerke: Sie sind ein Ansatz, in dem die Kunden vom passiven zum aktiven Kunden werden und somit Einfluss nehmen darauf, welcher Hersteller neue Kunden erhält: Kunden empfehlen sich untereinander qualitativ hochwertige Hersteller und Produkte weiter. Die Hersteller umgehen so den Weg der teuren Werbung und und des Zwischenhandels; sie vergüten lieber ihre Kunden mit Provisionen, wenn diese ihnen neue Kunden zuführen.

So erhält der Kunde einen angemessenen „Rabatt“, mancher verdient sogar Geld damit; der Hersteller erhält neue Kunden. Ein Modell für die Zukunft, das die Produkte nicht unnötig verteuert und die hohen Kosten für den Zwischenhandel – das Abschöpfen von Geld in die Taschen weiterer Unternehmer – vermeidet.

Kundennetzwerke und Empfehlungsmarketing – Offene und freie Wege für selbstbewusste Kunden und Konsumenten.

Über Ruedi

Zusammenhänge machen mich neugierig. Da immer alles mit den Zusammenhängen zusammen hängt, kann man nichts losgelöst betrachten. Ich bin über 50 Jahre alt, Großvater, Vater und Ehemann und freue mich darauf, neue Denkweisen kennen zu lernen und Neues aus zu probieren - wie z.B., eine gewisse Öffentlichkeit im Internet zuzulassen, von der ich weiß, dass ich sie nicht mehr zurück nehmen kann. Puh!
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