Friedhelm ist ein nachdenklicher und humorvoller Freund aus frühen Zeiten. Schon lange ist es für ihn eine Liebe, Gedanken über Sinn, Gefühle und alles, was das Leben so bietet, in Texte zu fassen.
Unter anderem kam dabei sein Buch heraus: „Niederrhein Blues“.
Seitdem hat er eine Menge weiterer Nachdenklichkeiten digital „zu Papier“ gebracht.
Auf dieser Seite soll Platz sein, einige davon zu veröffentlichen.
Viel Freude beim Lesen!
Und Dir beim Schreiben, lieber Friedhelm
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Rentnertage 30.10.18
Der Morgen hatte meditativ im Bett angefangen und auch kurze Zeit später seinen Höhepunkt im Aufstehen erreicht. Ich stand unter der Dusche und sortierte die Wasserstrahlen nach ihrer Herkunft. Jeder Tropfen war einmal reines Regenwasser, versickerte irgendwo und kam jetzt leicht erwärmt oben aus meinen Duschkopf heraus.
Natürlich bestanden die Duschwasserstrahlen aus einer Mischung aus Multikulti-Wasser, verstanden sich allerdings prächtig und waren voll integriert.
Ein Wunder der Welt, unterstützt vom menschlichen Erfindungsreichtum.
Wahrscheinlich eines der größten Wunder der Zivilisation.
Ich wurde bestens erfrischt und konnte nun meinen mir selbst auferlegten Aufgaben des Tages nachgehen.
Unter anderem fuhr ich mit meinem Radl in die Stadt, um die Einwohner von Kempen besser beobachten zu können. Nicht dass das nicht auch aus einem Fenster in meinem Haus gegangen wäre, aber mitten im Puls einer Kleinstadt waren die Beobachtungsmöglichkeiten einfach vielfältiger. Allerdings weniger Multikulti.
An so einem Dienstag waren hier bei uns viele Menschen auf der Straße, da hier dann auch so eine Art Wochenmarkt stattfindet.
Mir persönlich fielen in einem Park zwei etwas außerirdisch wirkende Männer besonders auf. Sie trugen zunächst einmal sogenannte Warnwesten. Entweder sollten sie besser gesehen werden, oder man warnte einfach die Umgebung davor, diesen Herren zu nahe zu treten.
Den Herren zu nahe zu treten und davor zu warnen war mehr als berechtigt.
Ihre Ohren hatten die beiden mit übermäßig großen Kopfhörern von der Außenwelt abgeschirmt. Sie erhielten mit Sicherheit ihre Befehle über eine Art Geheimfunk von einer weit entfernten Zentrale über diese Kopfhörer.
Dazu kam noch,dass beide mit einen Riesen-Penis, den sie in beiden Händen halten mussten, ausgestattet waren. Zumindest sah das Gerät, was auch noch einen Höllenlärm machte, wie ein Phallus von der Seite gesehen aus.
Aber bei genaueren Hinsehen, konnte ich feststellen, dass nichts als Luft aus einem Rohr von einer Länge von ca. einem Meter heraustrat oder besser gesagt geblasen wurde. Nun ich erkannte das die beiden Herren keineswegs Außerirdische waren, sonder mit Laubbläsern ausgestattet Straßenkehrer, die Besen und Rechen gegen eine neue Waffe getauscht hatten.
Nach Ihrer Gangart zu urteilen, waren beide in dem Modus vom Terminator und scheuchten mit ihren Superknarren die Blätter des Herbstes von sich her.
Was für ein Anblick. Beide hatten den Schwenkmodus scheinbar richtig einstudiert und bliesen halbkreisförmige Flächen von unserem Stadtrasen frei.
Kein Laub, kein Insekt, kein Samenteil hatte ein Chance gegen diese aufgeblasenen Ersatz Terminatoren.
Die Dinge wurden durch einen Benzinmotor angetrieben und bliesen somit auch jede Menge Abgase in die Umgebung. Da es lange nicht geregnet hatte, entstand eine sogenannte Feinstaubwand. Die Mitarbeiter der Stadt hatten sich durch einen Mundschutz vor all diesen Umweltgiften geschützt. Zusätzlich sorgte der Lärm, den die Bläser verursachten, für einen gebührenden Abstand. Selbst ich ging nicht näher als 5 Meter auf die beiden zu, um noch ein paar andere Details erkennen zu können.
Wer hat bloß solche Geräte erfunden? Warum laufen die Herren damit herum und reinigen Rasenflächen vom Laub?
Nun zu Hause habe ich ein bißchen im Internet rumgestöbert. Einen Erfinder für diese Geräte habe ich nicht eindeutig gefunden. Angeblich ist das Arbeiten mit diesen Geräten mehr als 30% produktiver, als die Arbeit mit Rechen und Besen. Der Rasen wird freigeblasen, weil sich dann im nächsten Jahr die Pflanzen besser entwickeln.
Ich habe da so meine Zweifel. Ich glaube eher, dass hier ein Geschäft abgewickelt wird, das eigentlich keinen wirklichen Sinn macht. Laut Internet gib es die Dinger erst seit etwa 1990. Vorher gab es so was nicht und der Rasen ist trotzdem gewachsen.
Nein, es ist wohl die Tatsache, dass Männer immer irgendwas zu spielen brauchen und ihnen das das Gefühl verleiht, Macht zu haben.
„Denen blase ich was“.
„Du kannst mir mal was blasen“.
„Die puste ich weg“.
Ich hoffe dass diese Pusterei sich ausschließlich auf den Herbst beschränkt. Aber selbst da habe ich meine Zweifel. Schließlich wird auch nach und nach der private Gartenbesitzer über die Baumärkte mit entsprechenden Geräten ausgerüstet. Dann geht es auch schon um Größe und Leistung. Der Bläser muss lauter und stärker als der des Nachbarn sein. Schließlich will man sich keine Blöße geben. Her mit den PS.
Wenn es dann kein Laub mehr gibt, kann man sicher auch was anderes wegblasen. Schnee, Blütenstaub, Rasenschnitt und letztlich den eigenen Verstand.
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Rentnertage 26.10.18
Heute war für mich ein Rolladentag. Mancher mag einen Tag mit solchem Namen keinerlei Bedeutung zuordnen. Aber für mich war es ein Tag wie gewickelt.
Aufgewickelt in den Stunden, die an mir vorbei gelaufen und vom leichten herbstlichen Morgengrauen in die späte Abenddämmerung übergegangen sind.
Ja, die Tage werden eindeutig kürzer und die Temperaturen stürzen in die Bereiche, die für diese Jahreszeit normal sind.
Gewickelt war die Zeit in den Gedanken, eine Aufwicklungsmaschine wieder in Ordnung zu bringen; diesen Geistern der Moderne wieder die Ordnung eines geregelten Tagesablaufes beizubringen.
Dazu der Hinweis, dass meine Jalousien über eine Zeitschaltuhr den Ablauf eines Tages mitbestimmen. Ich habe die Abläufe mit der Zeitschaltuhr dem Jalousiengehirn irgendwann einmal eingegeben. Nur hatte der Mechanismus in den letzten Tagen angefangen, erheblich an Präzision zu streiken. Die Jalousien gingen nicht mehr pünktlich in die Stellung meiner Wünsche oder fingen an, überhaupt nicht mehr die Stellung ändern zu wollen.
Zunächst war es nur bei einer Jalousie der Fall, doch die Restlichen fingen in unterschiedlichen Abständen an, sich der ersten streikenden Verdunkelungs-Maschine anzupassen. Ich stand vor ungeahnten Problemen und musste nach Lösungen suchen.
Zunächst suchte mein Gehirn nach den technischen Ursachen. Mir fielen die magischen Fähigkeiten meiner Frau ein, die an einem Morgen nicht nur den eigenen Alarm-Wecker, die Handy-Steuerung, das Heißwassergerät und den Starter ihres Benzin-Fahrzeuges außer Kraft setzte, sondern der es auch noch zusätzlich gelang, zuverlässige Rechner in ihrem Krankenhaus außer Kraft zu setzen. Sollte diese Energie auch die Steuerung der Jalousien durcheinander gebracht haben?
Mit diesen esoterischen Gedanken war ich beschäftigt, doch zunächst habe ich beschlossen den technischen Defekt einfach zu ignorieren. Das hatte zur Folge, dass ich morgens manchmal mehr als 45 Minuten damit beschäftigt, war Licht in meine Behausung herein zu lassen. Das ging mir an die Nerven. Ich machte also mit meinen handwerklichen Fähigkeiten den Rolladenkasten auf, um einen fachmännischen Blick auf die Technik zu werfen. Der Rolladen-Motor war durch eine Stahlröhre bis zu Unkenntlichkeit verdeckt. Ich musste mich also an eine Art Ausbau wagen.
Das schaffte ich auch und konnte voller Stolz das Typenschild des Jalousien-Motor lesen. Ich bin einfach genial.
Das Internet hielt dann auch jede Menge Lösungen für mein Problem bereit.
Mit Hilfe des Typenschildes konnte ich die Firma des Motorenherstellers ermitteln, ich habe mir zusätzlich Videos angesehen und erfahren, was man alles so bei einem Austausch eines Motors beachten muss. Aber am allerwichtigsten war für mich die Info die, was so etwas denn kosten würde!
Mutig habe ich den Hersteller angeschrieben und um ein Angebot für den Austausch von zwei Motoren gebeten. Es hat mich umgehauen, wie teuer eine frei gesteuerte Verdunkelung der eigenen Wohnung kommen würde.
Ich würde für diese Reparatur einen Sonderantrag an meine Rentenkasse stellen müssen, doch ich wusste schon, dass eine Kostenbeteiligung nicht in Frage kommen würde. Mein Beihilfeantrag würde mit tödlicher Sicherheit abgelehnt werden.
Nun lag ich Abend für Abend mit dem Problem in meinem Bett und ärgerte mich darüber, dass so eine banale Funktionsstörung mein Leben so beeinflussen kann. Nein, sie war so übermächtig, dass ich mich fragte „Bin ich noch der Herr meiner Technik, oder beherrscht die Technik mich?“
Mein Sohn ist gekommen und hat sich der Sache angenommen. Wir haben darüber diskutiert, ob ein elektrischer Motor nach zehn oder zwölf Jahren so einfach ausfallen kann und warum das fast gleichzeitig an zwei Motoren passieren kann? Meine Frau lehnte die Vermutung einer esoterischen Zerstörung der Motoren einfach ab. Ihr Auto-Motor sei nach dem vorgenannten Vorfall wieder problemlos angesprungen ist.
Ich entschied mich dafür, einen billigeren Ersatzmotor in einem Baumarkt meiner Wahl zu ersteigern. In der Nacht davor hatte mein Bauchgefühl mir gesagt:“Es liegt nicht am Motor! Es liegt an der Motorsteuerung!“ Doch mein Bauch isst auch gerne Schokolade, obwohl das mir nur bedingt gut tut.
Ich fuhr am nächsten Tag in den Baumarkt und kaufte zwei neue Jalousien-Motoren. Den Rest des Tages verbrachte ich damit, einen dieser Motoren einzubauen. Ich war stolz auf meine Leistung, es mechanisch geschafft zu haben.
Elektrisch traute ich mich noch nicht.
Das machte ich am nächsten Tag und war vom Ergebnis dermaßen enttäuscht, dass ich keinen Schraubenzieher mehr anpacken wollte. Trotzdem habe ich mich am späten Nachmittag dazu überredet, einen einfachen neuen Schalter für die Jalousien im Baumarkt zu kaufen. Dann habe ich einen alten Schalter ausgebaut und das Kabelwirrwarr nach meinem elektrischen Verständnis mit dem neuen Schalter verbunden. Das Ergebnis war verblüffend. Es tat sich überhaupt nichts. Dabei hätte ich mich schon über einen schönen Kurzschluss gefreut.
Nach zwei Tagen Pause ist also heute wieder Rolladen-Tag.
Dank meiner guten Kontakt wird heute ein Kumpel vom Tennis auftauchen um den Fehler zu finden und alles wieder in Gang zu bringen. Ich warte schon auf sein Erscheinen.
Tatsächlich klingelt pünktlich mein Haustürgong und der Retter erscheint.
Leider ist ihm vor meiner Haustür ein kleines Missgeschick passiert. Beim Rückwärtssetzen seines Fahrzeuges hat er ein anderes Fahrzeug leicht getroffen.
Es ist eine junge Dame aus dem Film und Fernseh-Geschäft mit deren Fahrzeug er kurz Bekanntschaft gemacht hat. Da ich die junge Frau noch aus Kindergartenzeiten meiner Tochter kenne, stelle ich mich kurz vor. Das ändert nichts an deren Verlangen, die Polizei den Unfall aufnehmen zu lassen. Mein Retter der Jalousiensteuerung muss also auf die Gesetzes-Hüter warten. Ich koche derweil einen Kaffee.
Die Unfall-Aufnahme dauert so seine Zeit und mein Retter hat auch noch den Führerschein zu Hause und nicht dabei. Das kostet Geld und eine Überprüfung vor Ort, da man die Fahrberechtigung nicht im Computer finden kann.
Ich glaube, die Rollade einschließlich Steuerung hat sich während der Wartezeit köstlich amüsiert. Sie konnte beobachten, wie ich unentschlossen zwischen Küche, Wohnzimmer und Haustür hin und her pendelte und darauf wartete, dass sich alles wieder nur um die Reparatur meiner Rolladensteuerung drehen würde.
Meine Frau kam in der Zwischenzeit nach Hause und nahm meine ganzen Erzählungen ziemlich ungerührt zur Kenntnis.
Dabei war sie mit ziemlicher Sicherheit wirklich der Verursacher des ganzen Chaos, da sich mittlerweile auch die Steuerung der dritten Jalousie in ihrer Funktion verabschiedete.
Ich will alles nicht weiter ausschmücken, denn mein Freund und Retter und ich schafften es tatsächlich nach mehreren Versuchen den Schalter korrekt anzuschließen und der von mir neu eingebaute Rolladen-Motor schnurrte wie ein Kätzchen rauf und runter. Wir hatten den Durchbruch geschafft. Ich dankte meinen Retter, holte im Baumarkt zwei weitere neue Schalter ohne Zeitsteuerung, tauschte einen zu viel gekauften Motor um und habe mich den ganzen Nachmittag mit dem Schalter-Tausch beschäftigt.
Alles funktioniert wieder, obwohl ich oder meine Frau jetzt die Hebe- oder Senkfunktionen durch Tastendruck auslösen müssen. Vorher ging alles automatisch.
Das lässt den Gedanken in mir aufkommen, dass ich mit meiner Zeit jetzt wieder bewusster umgehe. Ich bin gleichzeitig wieder der Herr des Lichtes, weil ich die Wohnung zu der von mir ausgesuchten Zeit dunkel oder hell werden lassen kann ( zumindest wenn es draußen Tag ist). Früher habe ich das zwar einprogrammiert, aber jedesmal, wenn ich was ändern wollte, musste ich mich mit der Bedienungsanleitung der Zeitschaltuhr herumschlagen. Dies bleibt mir ab sofort erspart. Ich drücke nur noch einen Schalter.
Ich bin mächtiger als jede Automatik und zusätzlich stolz darauf, eine Menge Geld gespart zu haben.
Nur mein Freund und Retter tut mir echt leid, der wird neben den 35€ für das Protokoll, auch noch den Schaden am anderen Auto bezahlen müssen.
Morgen läuft übrigens ein Fernsehfilm im ZDF. Da spielt seine Unfallgegnerin die Hauptrollen. Ich weiß nicht, ob ich meinen Freund darauf hinweisen soll, denn der Daumen für die Qualität des Films zeigt glatt nach unten.
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Rentnertage 21.10.18
Wieder einmal scheint die Sonne, als wenn sie dafür bezahlt bekäme. Aber es ist bei weitem nicht mehr so warm wie vor ein paar Tagen. Der Herbst hat wohl jetzt doch letztendlich gegen den sogenannten Altweibersommer gewonnen.
Manche denken jetzt mit Schrecken an die kommenden kalten Tage mit Rheumabeschwerden und kalten Frauenfüßen in kalten Betten. Die Decken werden rausgekramt, um sich vor solchen Kälteattacken zu schützen.
Ich bin heute frohen Mutes über die Kempener Platte geradelt und hatte leichte Kälteprobleme im rechten und linken Mittelfinger. Wahrscheinlich bin ich da nicht so gut durchblutet, oder, da die Mittelfinger die längsten sind, müssen sie an dem Lenkergriff die meiste Kälte und den meisten Wind abwehren.
Wenn ich solche Beschwerden bemerke, denke ich kurz darüber nach und lasse die negativen Gedanken, die damit verbunden sind, schnell wieder in die Freiheit.
Dann fällt mir auf, dass viele andere ältere Menschen anderes mit solchen Beschwerden umgehen. Ich bekomme Gesprächsfetzen beim täglichen Einkauf von wildfremden Menschen mit, die sich vor einem Lebensmittelsupermarkt oder in der Fußgängerzone unterhalten.
Die machen sich beim Zuhörer mit ihren Beschwerden und Krankheiten interessant oder bemühen sich um entsprechende Aufmerksamkeit. Der Zuhörer reagiert in seiner Antwort meistens mit einer Steigerung der Beschwerden des anderen, dargestellt an seinem eigenen Körper.
„Ich habe mir den dritten unteren Wirbel verdreht, ich kann dir sagen, das sind Schmerzen, die wünscht du deinem ärgsten Feind nicht.“ „Kann ich gut nachvollziehen, das habe ich häufiger, manchmal brauche ich nur zu schnell von der Toilette auf zu stehen und alles erstarrt in mir. Dann könnte ich nur noch um Hilfe schreien.“ „Ja, und Dir hilft ja keiner. Da rennst Du von Arzt zu Arzt, sitzt stundenlang im Wartezimmer und dann kriegst du noch nicht mal eine Schmerzspritze, sondern so Pillen verschrieben.“
Ich bin froh, wenn ich dann nichts mehr höre. Aber trotzdem würde mich interessieren, warum beim Radfahren meine beiden Mittelfinger kalt werden und schlecht durchblutet sind. Hatte ich früher aber bei sehr niedrigen Temperaturen auch schon, trotz Handschuhe und so.
In Verlauf meines Fahrradweges kam ich letztlich auch durch die City von Kempen. Fußgängerzone, bei schönstem Sonnenschein, viele Menschen waren unterwegs und schienen den Sonnentag genießen zu wollen. Zeitweilig hatte ich jedoch den Eindruck, dass viele nur ihre Handys Gassi führen mussten. Ich weiß, dieses Thema ist eigentlich schon so was von ausgelutscht, aber ich habe mir trotzdem auf dem Rückweg mit meinen Fahrrad nach Hause, jede Menge Gedanken gemacht.
Zunächst einmal fällt auf, dass viele Menschen während des Laufens auf zwei Beinen in der Lage sind, auf ihr Handy zu schauen, es mit einer Hand zu halten und zu bedienen, das sind die Profis. Die weniger geschickten halten es mit zwei Händen und bedienen es nur mit einer davon und die Vollprofis quatschen nur noch ihre Befehle oder Nachrichten in das Gerät ohne einen Finger zu krümmen.
Dabei nehmen sie eine Haltung ein, die im ersten Moment daran erinnert, wie wir Menschen von den Bäumen gestiegen sind. Den Kopf nach unten gebeugt, damit die Augen eine gute Übersicht über das Handydisplay haben. Die Arme haben so eine Haltung wie bei den Menschenaffen. Allerdings halten die keine Bananen, sondern eben die eigenen Handys.
Die Leute schaffen es, in der Regel, allen Gefahren der Straße in dieser Haltung auszuweichen. Ich denke mir, so sind wir auch früher über die Steppen Afrikas gelaufen, nur dass unsere Arme wahrscheinlich noch den Boden berührt haben.
Wenn die Evolution die Änderungen in unserem Verhalten, zu gehen, bemerkt, wird sie mit entsprechenden Änderungen im Aufbau des Menschen reagieren.
Vielleicht bekommen wir alle kürzere gelenkigere Arme, damit wir in der Lage sind die Handys in einer guten Position vor unsere Augen zu halten.
Ich stelle mir gerade einen Saurus-Rex vor, wie er mit kleinen Vorderbeinen, ein Smartphone hält und mit seinem riesigen Kopf auf das Display starrt. Sicher hatte er gerade „ Mittagessen“ eingegeben.
Vielleicht erfindet die Industrie aber demnächst einen Handyhalter, den wir wie einen Eisenring um unseren Hals tragen und so das Gerät immer vor Augen haben. Da wir alles mit Spracheingaben steuern, bildet die Evolution die Hände und Arme zurück und schafft neben unserem Handy Augen, das dritte Auge zur Orientierung im Raum.
Das könnte allerdings irgendwann auch überflüssig werden, je mehr wir uns in die virtuelle Welt begeben und fast immer nur schwarze Brillen vor den Augen tragen.
Wir ähneln dann „Dark Father“ aus Star Wars. Vielleicht laufen wir dann alle mit so einem schönen schwarzen Helm durch die Kempener Altstadt.
Hoffentlich dauert diese Entwicklung noch mindestens hundert Jahre, damit ich die scheinbaren Erfolge der menschlichen Entwicklung nicht mehr wahrnehmen muss.
Die Leute, die sich über Ihre Krankheiten definieren sind mir im Moment da leider doch etwas näher.
Rentnertage 09.10.2018