Ist die LINKE bündnisfähig?

Tja, das hängt wohl von den Zusammenhängen ab ……..

Mit Verwunderung verfolge ich die derzeitige Diskussion in der Presse und im Fernsehen. Was für eine Getue. Anscheinend glauben die darstellenden Politiker, uns „Normalsterblichen“ vormachen zu könne, dass sie auf Dauer nicht mit den LINKEN zusammen arbeiten würden.
Die LINKE sind eine legitim zustande gekommene Partei, egal, was man über ihren historischen Hintergrund oder ihre politische Ausrichtung denkt. Also gibt es formal und juristisch schon mal keine Einschränkungen.

Aber politisch?!

Mich beschleichen folgende Überlegungen:

Die bisher in den Parlamenten vertretenen Parteien haben damit einfach nicht gerechnet bzw. sich verkalkuliert.

Die SPD hat es bei der Einverleibung der DDR versäumt, sich mit den Menschen, die in der PDS (SED) organisiert waren zu befassen; sie hat es nicht angepackt, mit denen eine inhaltliche Auseinandersetzung zu führen; sich abzugrenzen auf der einen Seite und andererseits die Hand aus zu strecken, um diesen Menschen eine neue politische Bleibe zu liefern (zu klaren Bedingungen). Immer war Abgrenzung vorrangig. Und auch Halsstarrigkeit: „Wir sind die Sozialdemokratie. Wer zu uns will, muss sich beugen.“
Die West-LINKEn sind ja nun bei weitem nicht alles DKPler gewesen; ganz viele sind ehemals sehr engagierte SPD-Leute und Gewerkschaftler gewesen. Da hat es die SPD nicht geschafft, integrativ zu sein. In dem Bemühen, Mainstream zu werden, „Die Mitte“ zu werden, hat sie ihre linken Ränder abgeschnitten.
Verschnitt eben.
Im doppelten Wortsinn.

Die CDU hatte es da im Grunde einfacher – scheinbar:
Mit der SED hatte sie natürlich nichts an der Mütze (wäre aber mal interessant, zu erfahren, wie viele frühere SED-Mitglieder mittlerweile in der CDU Mitglied sind und in welcher Position). So hat sie sich ganz pragmatisch mit der Ost-CDU und der Zentrumspartei abgegeben.

Aber:
Dabei wird aber in der öffentlichen Diskussion geflissentlich übersehen, dass diese Parteien vom SED-Regime nicht nur geduldet wurden; sie wurden in das staatliche Parteiensystem eingepasst und verliehen dem DDR-Parlament einen pseudo-demokratischen Anstrich. Mit Sicherheit waren diese Parteien besetzt von Menschen, die so dem System dienen wollten wie auch von Menschen, die sich noch einen Rest von demokratischem Selbstwertgefühl erhalten wollten, ein wenig Flagge zeigen.

Ähnlich wie bei den Nazis nach dem Krieg scheint die CDU da einfach „flexibler“ zu sein, pragmatischer.
Hätte eine echte Auseinandersetzung mit den damals neuen Parteimitgliedern stattgefunden, dann würde ich sagen: „Gut so!“ Denn wenn wir in Deutschland zusammen leben, dann müssen wir auch miteinander die Ebenen suchen, auf denen wir miteinander unsere Demokratie bewahren und gestalten können.
Leider kann ich mich nicht erinnern, dass die CDU sich damals kritisch mit den SED-Ablegern auseinandergesetzt hat. Die Parteien wurden in kurzer Zeit einverleibt und das war´s. Wer schon was zu sagen hatte, hat wieder Einfluss bekommen. Der Begriff der „Seilschaften“ macht seitdem wieder von sich Reden. Aber das kennen wir ja noch „von damals“.

Das ganze hängt wohl im Wesentlichen damit zusammen, dass die etablierten Parteien jetzt erst mal sortieren müssen, wie sie in Zukunft mit den LINKEn ihre Zusammenarbeit gestalten können, ohne dabei die Knotenpunkte ihrer Macht aufzugeben.

Machen wir uns nix vor: Auch die LINKE wird sich angleichen, wie es die Grünen auch getan haben.
Und sie werden andererseits weiterhin den linken Rand besetzen und dort eine bestimmte Art von Unzufriedenheit repräsentieren.

Das ist wahrscheinlich besser, als wenn der Frust dieser Wähler keinen parlamentarischen Widerhall findet und statt dessen in den Untergrund geht, nach Rechts abwandert oder sich als Nichtwählertum und Demokratieverweigerung manifestiert.

Im Grund geht es um das Thema „Integration“ – nicht von Ausländern. (Oder Doch? )
Sind die Westparteien auf diesem Auge und Ohr einfach zu und verstopft?

Den Eindruck kann man bekommen, wenn man bedenkt, dass wir es schon seit Jahrzehnten nicht hinkriegen, ganze Bevölkerungsschichten zu integrieren, die bei uns leben.

Ist das ein deutsches Phänomen? Wie sieht das in anderen Ländern aus?

Stichwort „Integration“:
Die Übernahme der DDR war vielleicht historisch unter den damaligen Gegebenheiten handstreichmäßig notwendig, weil klar war, dass die Sowjetunion nicht immer einen solchen offen Kurs fahren würde.
Als aber dann die wichtigen Schritte getan waren – Da hätte man inne halten sollen!

Man hätte der DDR Zeit geben müssen, eine eigene demokratische Regierung zu bilden, sich in diesem neuen Gesellschaftsverständnis zu entwickeln und zu festigen, mit allen Auseinandersetzungen intern, die dafür nötig gewesen wären (Stasi, Menschenrechte; politische Gefangene usw.).

Das wäre dann vermutlich in Richtung demokratischer Sozialismus gegangen, einfach auf Grund der Denkweisen der Menschen, die der Grundidee ja durchweg positiv gegenüber standen.

Erst später hätte dann eine Wiedervereinigung „in Augenhöhe“ stattfinden sollen. Das wäre bestimmt gesünder gewesen für einen neuen, gemeinsamen deutschen Staat und eine deutsche Gesellschaft, weil es selbstbestimmt(er) und selbstbewusst(er) erfolgt wäre.

Es wurde verpasst, den Menschen der DDR den Prozess der Demokratisierung zuzumuten und zuzutrauen.

Sicher wäre es später wesentlich schwerer geworden, mit einem selbstbewussten, anders orientierten deutschen Staat die Gemeinsamkeiten für eine Wiedervereinigung auszuhandeln.

Das konnte nicht im Interesse der westlichen Vertreter liegen.

Es war einfach eine historische Gelegenheit, unter Beibehaltung der erkämpften Machtpostionen innerhalb der Bundesrepublik eine komplette Bevölkerung mit zwar anderer Sozialisierung, aber wirtschaftlichem Potential zu übernehmen.

Hängen die Zusammenhänge vielleicht so zusammen?

Über Ruedi

Zusammenhänge machen mich neugierig. Da immer alles mit den Zusammenhängen zusammen hängt, kann man nichts losgelöst betrachten. Ich bin über 50 Jahre alt, Großvater, Vater und Ehemann und freue mich darauf, neue Denkweisen kennen zu lernen und Neues aus zu probieren - wie z.B., eine gewisse Öffentlichkeit im Internet zuzulassen, von der ich weiß, dass ich sie nicht mehr zurück nehmen kann. Puh!
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